Redewendungen zum Abgewöhnen

Weit verbreitet, aber dennoch völlig falsch!

• Wut und Trauer - Ein Plattbegriff allererster Güte! Er stellt eine derart beleidigend grobe Verallgemeinerung dar, daß man kotzen könnte! Entweder, jemand ist wütend, oder er ist traurig; aber nicht beides gleichzeitig, weil sich diese Gefühle ja widersprechen!
• Täter - Neuderdings ist alles und jeder nur noch ein "Täter"! Wo sind die Terroristen geblieben, die Vergewaltiger und Mörder? Wenn ich einer alten Oma über die Straße helfe, werde ich auch zum Täter für meine gute Tat! "Täter" ist eine wirklich schlimme Verharmlosung!
• Ethnische Säuberungen - Das ist allerdings der Gipfel der Verharmlosung! Es klingt sehr nach einem völkischen Putzkommando, gemeint ist jedoch leider die Ausrottung eines Ganzen Volkes durch Mord!
• Bilaterales Treffen (Hans Eichel, 28.9.2002): Hä? Wie denn sonst? Kann man sich neuerdings mit sich selber treffen? Ein Treffen bedingt doch immer zwei Seiten (bzw. Menschen) (bi = 2; lateral = Seiten). Lieber Herr Eichel: Das fällt klar in die Kategorie Doppeltgemoppelt!
  (O.k. es gibt noch multilaterale Treffen, aber das war bei Herrn E. nicht der Fall.)
  Andrey schrieb, daß es auch noch trilaterale Treffen gäbe; das schränkt das "völlig falsch" natürlich etwas ein; allerdings wäre das "unilatereale Treffen", das auch möglich wäre, wieder Unfug.
• Die breite Öffentlichkeit - Hä? Gibt es denn auch eine schmale Öffentlichkeit? Oder sind wir alle schon so bessoffen, daß wir breit sind?
• Unkosten von € 3,- - Falsch. Es gibt drei Formen von 'un':
  • "Nicht": z.B. unmöglich, unpassierbar
  • "Schlecht": z.B. Unwetter, Unfall
  • "Menge": z.B. Unmenge
  Und eben "Unkosten" = Nicht näher bestimmbare Kosten. Unkosten ist zwar ein blödes Wort, es gibt es aber. Falsch sind nur die € 3,-, da es dann ja keine Unkosten mehr sind, sondern Kosten.
  Stefan schrieb mir dazu:
  - Unkostenbeitrag: Wir haben eben gerade Unkosten (für Kaffee, Milch, Filter, Zucker, etc) da wir nicht wissen, wie groß diese sind. Zur Deckung dieser Kosten unbekannter Höhe bitten wir um einen Beitrag i.H.v. € 3,- wo ist das Problem? Es heißt ja nicht "Unkosten € 3,-" oder "UnkostenBETrag € 3,-" sondern "UnkostenBEITrag € 3,-". Da sollte man sich schon eher mal drüber Gedanken machen, ob es denn Sinn macht, Kosten (oder Unkosten?) beizutragen, schließlich haben wir schon genug davon. Warum soll uns noch jemand welche bringen?
  KaPeGe meint dazu: Das ist wie mit der Unfallinstandsetzung: Wer will seinen Unfall denn wieder instandgesetzt (wiederhergestellt) haben? Die meisten wollen ihn doch repariert haben!
• Genauso schön ist Fleckenspray! Ist Ihnen Ihre Wand zu langweilig oder zu eintönig? Möchten Sie Ihren Gegenüber ärgern? Nehmen Sie Fleckenspray! Das gibt es in den Standardsorten Rotwein-, Kaffee, und Ketchupflecken zu kaufen, aber auch ausgefallene Wünsche wie "Kackbraun" (grobe Batzen), "weiße Taubenkleckse" und "Kuhfellmuster" sind erhältlich. Machen Sie dem eintönigen Alltag ein Ende! Verbreiten Sie Spaß und Freude! Kaufen Sie Fleckenspray!
• Stefan schrieb: Gestern hatte ich schon ein bisschen Kratzen im Hals und habe deshalb ein Bad genommen - mit einem Badezusatz namens "Erkältungsbad". Logische Folge: Heute so richtig ordentliche Erkältung. Immerhin kann man sich nicht beklagen, sie würden die Versprechen nicht einhalten.
• Entdecken Sie das Geschmackserlebnis ist ein Werbespruch der allerschlimmsten Sorte, denn: Zu entdecken gibt es nichts, da ja nichts verborgen ist; die Firma schreit's einem ja entgegen. Und: erleben kann man nur, was wirklich - also real - ist (er-LEBEN). In einer Zeitung, oder im Radio/Fernsehen kann man gar nichts erleben, man ist nur passiver Hinhörer bzw. -glotzer.
• Er fand den Tod - ob er ihn gesucht hat? Hat er Selbstmord begangen? Nur der Selbstmörder findet den ersehnten Tod!
• Schwere Verwüstungen: Auch Quatsch! Entweder Wüste, oder nicht!
  Das ist genauso dämlich wie: "ein bißchen schwanger"
• Ebenso dumm: schwere Zerstörungen, weil: entweder hin oder nicht.
• Stark verkohlt; dasselbe in grün (haha): Entweder verkohlt (zu Kohle geworden), oder eben nicht.
• Der Sturm forderte zehn Tote. Hat er (der Sturm) sie auch bekommen seine zehn Toten oder ist es nur bei 'ner lahmen Forderung geblieben? Ein richtig schöner Idiotensatz.
• Skepsis herrscht - worüber denn? Hehe, ich bin der Herrscher der Skepsis! Besser: Er ist/sie sind skeptisch über/wegen/ob.
  Zum Abgewöhnen sag dreimal: "Skepsis herrscht mit spitzem Szepter".
• Ich bin Sonja - Schade, daß hier jemand sein ganzes Sein, seine ganze Existenz auf den ja völlig auswechselbaren Begriff 'Sonja' reduziert, einen schlichten Namen also. Hier hat wohl jemand ganz Kleines mit ganz wenig Selbstbewußtsein sein ganzes Ich auf die Unwichtigkeit seines Namens herabgesetzt - wie traurig!
  Ich hingegen heiße Peter, ich bin: ein Mensch, männlich, um die dreißg Jahre alt, ich bin manchmal lustig, manchmal bin ich traurig, usw. Aber ich bin nicht Peter!
• Es besteht Handlungsbedarf. Quatsch! Bei so einem Dummwort muß dringend gehandelt werden!
• ein paar Bilder einfangen. - Sind es wilde Tiere, die weglaufen, die Bilder?
• In den Rollstuhl gefesselt. Warum muß man die armen Rollstuhlfahrer auch noch in ihrem Rollstuhl fesseln? Ich denke, selbst ungefesselt im Rollstuhl sitzen zu müssen, ist schon hart genug.
• Super-GAU - Hier weiß mal wieder jemand nicht wovon er spricht ("Deppengeschwätz").
  GAU =
  Größter
  Anzunehmender (atomarer)
  Unfall
  Bitte, liebe/r Frau/Herr Dummschwätzer/in, steigern Sie doch mal das Wort "größter" ('Super' ist eine Steigerungsform im Sinne von 'besonders'). Oh, das geht ja gar nicht? Das tut mir aber leid! Sechs, setzen, durchgefallen!
  Was in diesem Zusammenhang an Dummheit noch fehlt, wäre 'Mega-GAU'. Oder warum nicht gleich Giga-GAU? Gigantische Größte Anzunehmende ... Volksverdummung!
  Tatsächlich sagte Jörg Böckem (Journalist und Ex-Junkie) Hyper-GAU bei Beckmann in der ARD (04.05.2004).
• Nachhaltig - Modewort für 'dauerhaft'
• Blitzeis - Dummwort für 'überfrierende Nässe' oder 'Eisregen'
• kommunizieren - Über dieses aberwitzig schwachsinnige Modewort sollte man noch mal reden, diskutieren, verhandeln, sich aussprechen, sich absprechen, ... Ein Kandidat für das "Bullshit-Bingo".
• ... wird die Polizei das Gefährdungsdefizit beseitigen. Tagesschau 23.12.2002
  Na, da sind wir aber alle ganz doll beruhigt, wenn uns're liebe Polizei den Mangel an Gefahr endlich beseitigt! Schluß mit der ew'gen Langeweile; es gibt viel zu wenige Gefahren, und endlich hilft uns mal die Polizei und macht's uns über Weihnachten so richtig schön gefährlich! Mein Vorschlag dazu an die Polizei: Man könnte alle Ampeln mal gleichzeitig auf Grün schalten.
• Alkoholmißbrauch - Der arme Alkohol! Genügt's nicht, daß Kinder mißbraucht werden? Jetzt ist auch noch der Schnaps dran!
• Neulich ist mir der Teamkollege untergekommen. Streng übersetzt wäre das der Arbeitsguppenmitamtspartner. Wuahaha. Wobei die Übersetzung von "Team" mit "Arbeitsgruppe" ziemlich schwach ist, es aber keine bessere gibt. Man bildet ja nicht nur in der Arbeit ein Team. Es gibt halt auch nützliche Fremdwörter. (Kollege, z.B. Richtig angewendet kann es ein schönes Wort sein.)
• "Die aktuellsten Staumeldungen" Das ist Unfug, denn schon 'aktuell' heißt 'auf dem neuesten Stand' und 'neuesten' läßt sich halt leider nicht mehr steigern.
  Danke, Daniel

Sie werden jetzt vielleicht sagen: "Naja, das sagt man halt so!"
Da möchte ich Sie dann schon fragen: "Wer ist denn 'man'?"
Nur dadurch, daß viele etwas falsch machen, wird es noch lange nicht richtig. Wenn Sie bei rot über die Ampel gehen, wird sie dadurch noch nicht grün, nur Sie etwas platt.
"Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom!" sage ich hingegen. "Nachgedacht, drüber g'lacht!"

Deshalb jetzt noch das komprimierte Negativbeispiel:

In den schweren Verwüstungen des durch den Super-GAU verursachten Rückstaus aufgrund von Blitzeis fanden zwanzig Personen den Tod. Weitere zehn Tote forderten die leichten Zerstörungen auf der Gegenspur, wo stark verkohlte Leichen lagen. Wut und Trauer über den Täter herrschten. Die Amtskollegen berieten darüber, doch herrschte Skepsis angesichts des nötigen Handlungsbedarfes und der entstehenden Unkosten. Währenddessen fingen die in den Rollstuhl gefesselten Fotografen ein paar Szenen ein.

Klingt ganz nach den Nachrichten, nicht? Ich bin ja auch nicht der Weisheit letzter Schluß, aber für so einen Text sollte jeder Pressefritze ein Kilo seiner Zeitung fressen müssen.

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